Club der Ehemaligen
Status: Immer da - Ehrlich Du bist daheim :-)
| |
|
Verfasst am: 07.09.2009 13:39:13 Titel: Wattenmeer-Offroaden auf Rømø - Abenteuer "vor der Haus |
|
|
Wieder zurück vom Wattenmeer-Offroaden auf Rømø, ist echt ne tolle Offroad-Insel, wir kommen wieder, nächstes Mal aber mit besserem Material + mehr Bergeausrüstung bzw. am besten einfach mit 2. Fahrzeug „an gaaanz langer Leine“ ;-)
Hier sind ein paar Fotos:
Sonnenbrille auf – Wo ist das Meer?
Marschverpflegung
Mann, was macht der Lappi für nen Radau auf den 13 ½ Std. Anreise, da muss man sich ja die Ohren zuhalten!
Baby-Stunts auf dem Rastplatz, damit die 2 Tage Anreise nicht langweilig werden
Erstmal bis 9 Uhr Ausschlafen, dann sehen wir weiter
Aufwachen auf dem Campingplatz Lakolk (Gottseidank wenig los!)
Ankämpfen gegen die steife Brise!
Bishal Ronni hat Spaß im Sand…
Bishal Ronni hat immer noch Spaß im Sand…
Papa hat Spaß im Sand…
Papa steckt fest im Sand… (im Hintergrund die einzigen 2 Touristen vor Ort: ein „fleißiger“ Tipps-Geber und – hinter dem Auto – einer, der stattdessen lieber die Schaufel in die Hand nahm und mithalf!) ;-)
Der Schein trügt: HIER war der Lappi nach 5 Min. Schaufeln, Luft Ablassen, und Traktionshilfen Unterlegen wieder frei – im Gegenzug zur etwas größeren und längeren Bergungsaktion am nächsten Tag!
Auf geht´s in´s Wattenmeer!
Bishal Ronni hat Spaß im Wattenmeer - und ruckzuck ne pitschnasse Hose!
im Hintergrund die Syltfähre, die werden wir von unserer Wattenschlick-Einbruchsstelle vor dem Fährhafen in allernächster Nähe sehen :-(
(Fast) menschenleerer Strände im Südteil der Insel – ein Traum!
Wettrennen Lappi gegen Strandbuggies
Im weichen Wattenmeer kann sogar eine zarte Frau ohne Servolenkung und ohne Servobremse fahren…
meerseitig auf dem Weg zum Fährhafen Havneby - der Boden wird weicher!
vor dem Fährhafen Havneby – NOCH trägt der Wattenmeer-Boden!
Jetzt nicht mehr!
Nur wenige Meter weiter Richtung „Dauer-Meer“ (bei Höchststand Ebbe 20 m weg) und wir finden endlich für unseren Kleinen den tiefen schwarzen Wattschlick: Stecken mitten drin!
Im Wattenmeer-Schlick vor dem Fährhafen Havneby: Vorher
Im Wattenmeer-Schlick vor dem Fährhafen Havneby: ½ Stunde später (irgendwie versinkt der Boden immer mehr, je mehr man rumläuft und gräbt usw.)
Einbruchsstelle vorher (NOCH hält das Meer einen gebührenden Abstand von ca. 20 m)
Einbruchsstelle nach ner halben Stunde
1 ½ Stunden später: Rettung für Lappi in letzter Sekunde – die Flut ist an der Stelle angekommen! Im Verlauf der Flut wird die Stelle angeblich 1,80 m tief…
Als die Flut den steckenden Lappi bereits erreicht hatte, warf der Cheffe von der Tanke/Werkstatt die gaaanz lange Leine aus (50 m Seil) – Nerven wie Drahtseile haben die Jungs von der Insel! Zitat, als Lappi wieder selbst fahren konnte: „Jetzt aber schnell weg hier, weg von dem Wasser!“
kurze Zeit später hat die Flut ihr Reich zurückerobert – ganz dort hinten war mal unsere Bergungsstelle gewesen
Rømø-Karte mit Markierung Bergungsstelle
Alles auf Video, eh klar!
Lappi Reparieren (per Nachstellschraube sollte die vordere Kardanwelle im Verteilergetriebe verzahnen - eigentlich! Und warum macht der Allrad-Magnetschalter nicht mehr Klickklack, wie er das beim Testen Zuhause noch schön getan hatte!???) :-(
Zum Abschied kam sogar kurz die Sonne raus (die Temperaturen erreichten an beiden Tagen nur 19° und 21°) :-(
Geländewagen waren an zwei Händen abzuzählen, Kultautos gab´s auf der ganzen Insel nur 2: Den hier und einen riesigen Bremach – bei derartig geringer Allradler-Quote muss man sein Bergungsfahrzeug am besten selbst mitbringen!
Und wer noch Zeit und Lust hat, kann hier unseren dazugehörigen, wie immer „kurzen“ ;-) Reisebericht lesen, ist eigentlich die email an unsere Freunde und Bekannten, aber steht ja kein Geheimnis drin:
Wattenmeer-Offroaden auf Rømø 26.+27.08.2009: Lappis Rettung vor der Flut in letzter Sekunde!
So, jetzt waren wir auch auf dieser sagenumwobenen bekannt-berühmten Offroadinsel Rømø in der dänischen Nordsee.
Nach 2 Tagen = 13 ½ Stunden Fahrt hatten wir die 1000 km Anreise (von Bayern aus) mit unserem Volvo Lappländer C202, der trotz Spitzen(tiefflug)geschwindigkeit von 130 km/h laut den technischen Unterlagen mit Marschgeschwindigkeit von 80 km/h gefahren werden soll, geschafft und kamen endlich auf der Insel Rømø an.
Mein erster Gedanke: Wo geht´s hier zum Strand? Aha, immer gradeaus, vorbei am Campingplatz Lakolk, über nen Minihügel und da eröffnete er sich vor uns, Europas bekanntester (???) Offroaderstrand.
Ja wie, das ist ja wie in St. Peter-Ording, ne zwar sandige, aber völlig plattgefahrene Strandautobahn, voll mit Wohnmobilen, VW Bussen und Straßenkombis!
Wir versuchen, der Enttäuschung keinen Raum zu gewähren und holen uns erst mal ne Inselkarte, um uns den Überblick über die Offroadmöglichkeiten zu verschaffen. Automäßig erlaubt ist hier fast alles, das ist ja schon mal was für den Verbote-gewöhnten (und von daher schon wieder völlig übersättigt-genervt Verbote ignorierenden) Deutschen! Einzig der Nordteil der Insel und die reinen naturbewachsenen Dünen sind für den Autoverkehr gesperrt. Meerseitig ist praktisch alles den Künsten des Autos und des Fahrers überlassen!
Nach dem Mittagessensimbiss um 16:00 Uhr, der so reichlich war, dass wir uns am nächsten Tag nur noch Kinderteller bestellten, sollte es frischgestärkt an den Strand gehen. Bei windig-bewölkten 19 Grad Außentemperatur (die am nächsten Tag nur noch von teilweisem Regen getoppt wurden) kam bei Krishna keine Badelust auf, Sonnenbaden war mangels Sonne auch nicht drin, also „mussten“ wir zu meiner Freude als allererstes Strand-Offroaden.
Also weg vom St. Peter-Ording-ähnlichen Autobahn-Strand, hin zum richtigen, einsamen Gelände. Im Forum hatte ich den Tipp vom Südteil der Insel gelesen, also hin.
Ich sag´s euch, Leute, ein Traum!
Außer ein paar wenigen Strandbuggy-Rasern und Spaziergängern (an 1 Hand abzuzählen) kaum ein Mensch, aber dafür 4 km breiter Sandstrand bis in´s Meer hinaus (bei Ebbe).
Sogar Krishna fuhr zum ersten Mal mit dem Lappländer – nach anfänglichen techn. Problemen (Känguruh-Benzin! Sie ist ja Automatik gewöhnt, und schon gar keine schwergängige Kupplung wie beim Lappi) mit Begeisterung im sandig-flachplätschernden Ebbemeer herum.
Probleme wie „wie soll ich denn ohne Servo die 35x12,5-Zoll-Räder rumkriegen?“ und „Ich krieg 2-Tonnen-Fuhre ohne Bremskraftverstärker doch nie mehr zum Halten?“ sind in Wasser und Sand einfach gar nicht vorhanden: Die Räder lenken auf dem losen Untergrund natürlich ganz leicht und allein schon bei Gaswegnahme bleiben die Matschwalzen nach nur wenigen Metern brav stehen, ohne dass überhaupt jemand das Bremspedal berührt hätte.
Zum Abschluss noch die 3-4 km auf dem teils trockenen, teils plätschrigen Südstrandsand vor zum „richtigen“ Meer, was sehe ich da: Echter tiefer Sand, sogar einige kleine Dünen sind nicht abgesperrt!
Im weichen Strandsand geht’s noch ganz gut, aber ne kleine Düne schafft er nur mit Schwung.
Gibt’s doch net, das muss doch auch ohne Schwung gehen, Mensch! Also noch mal langsam rauf – festgefahren!
Klar, war ja in der ganzen „endlich-am-Offroadstrand-angekommen“-Euphorie zu faul gewesen, die 2,8 bar Reifendruck für die Autobahn dem jetzigen Gelände anzupassen, also heißt´s jetzt erst mal runter vom Bock und Finger in die Ventile – Zisch! – und warten und warten und warten, während die Finger steif werden (gut dass ich so ein tolles Ventilrausschraubwerkzeug Zuhause im anderen Auto liegen hab).
Die einzigen 2 sonstigen Touristen an diesem Strandabschnitt umzingeln mich sofort mit mehr oder weniger „fachkundigen“ Tipps, aber immerhin: Während der eine schlaue Sprüche schwingt, hat der andere schon seine Schaufel aus dem VW-Bus geholt und legt los, bevor ich überhaupt sagen kann, dass ich natürlich auch ne eigene Schaufel dabei habe.
Mit abgelassenem Reifenluftdruck, untergelegten Anfahrhilfen und ner freigeschaufelten Spur kommt der Lappi sofort wieder frei, während der schlaue-Sprüche-schwingende andere Touri noch was von 100 Euro Bergungsgebühr schwafelt.
Aber immerhin wissen wir jetzt, dass seit neuerdings die Vorderachse gar nicht mittreibt, der Lappi ist quasi jetzt ein 2-WheelDrive-Straßenwagen mit großen Stollenrädern, blöd – vor allem, weil ich extra vor der Abfahrt noch das Allradschaltungs-Magnetventil auf einwandfreies Klick-klack überprüft hatte!
Um den Schimpfschwall meiner Frau zu beenden, verspreche ich, weder heute Abend noch an unserem 2. und letzten Tag (mehr als 2 Tage Aufenthalt blieben bei 4 Tagen An-/Rückreise nicht mehr übrig) noch mal in weichen Dünensand fahren werde. Schade.
Dann die allabendliche Frage, wo wir unser Schlafmobil für die Nacht abstellen. Im Gegenzug zu den üblicherweise genutzten Autobahnparkplätzen ist auf ganz Rømø Wildcamping verboten.
Ach was solls, probieren wir halt zum ersten Mal in meinem bisher 15-jährigen automobilen Reiseleben einen hochoffiziellen Campingplatz aus!
Auf dem sog. „Familiencampingplatz“ sollten wir für unseren knapp über 1 Jahr alten Nachwuchs schon bezahlen, und zwar doppelt so viel wie andere Leute für ihren doppelt so großen Hund! Insgesamt 23 Euro für die ganze Familie, nur dass wir den Karren auf den Platz stellen und Duschen und Toiletten benutzen! Seh ich ja überhaupt nicht ein.
Zurück zum Hauptcampingplatz Lakolk, da kriegen wir doch tatsächlich 5 Min. vor Check-In-Schluss noch einen sog. „Quickstop-Tarif“: 16 Euro für alle, der Kleine ist sowieso frei, na das ist ja familienfreundlich!
Trotzdem erschließt sich mir bis zu unserer Abreise am nächsten Morgen immer noch nicht der Sinn eines Campingplatzes: Als wir endlich mit den täglichen „Nächtigungsarbeiten“ fertigwaren und ich unser Reisemobil in ein Schlafmobil umgebaut und Krishna unseren kleinen Süßen in´s Reich der Träume gestillt hatte, ist es 23 Uhr und wir stehen vor mittlerweile verschlossenen Duschentüren. Toll, ohne Dusche hätten wir gleich von der Insel runterfahren und für umsonst an nem Rastplatz schlafen können.
Gut, ein weiterer Grund, sich nen teuren Campingplatz anstatt Wildcamping auszusuchen, könnte am „netten Kontakte-Knüpfen“ liegen: Das dachten sich aber nicht wir, sondern wohl unsere Nachbarn, eine Jugendlichengruppe im VW Bus, die – während ich schweißtriefend den Lappi vom Reisemodus in den Schlafmodus umbaute! – mich wegen unseres bay. Kennzeichens nach meinen evtl. Vorlieben für „Bayern München“ fragen – ungünstiger Zeitpunkt, schlechter Gesprächseinstieg: Ich hasse Fußball! Auch der Versuch, sich über unsere original-isländischen kackbraunen Herzchenvorhänge lustig zu machen, brachte nicht den Kontaktknüpf-Durchbruch für unsere Campingnachbarn…
Am nächsten Morgen konnten wir aber dann doch noch schnell zur Dusche hetzen, bevor wir mit dem Lappi den Campingplatz rechtzeitig zum Quickstop-Sonderangebots-Auscheckzeitpunkt verlassen mussten.
Die Erkenntnis bleibt, dass so ein Campingplatz für 16 Euro Übernachtungsgebühr die teuerste Dusche meines Lebens war, weil rein das Übernachten würde ja an Parkplätzen/Raststätten usw. nix kosten.
Was steht heute, an unserem 2. und auch schon wieder letzten Rømø-Urlaubstag auf dem Programm? Als tagesausfüllendes Highlight testet die bayerisch-bengalische Tigerfamilie erfolgreich, dass wir uns nicht nur im Dünensand, sondern auch direkt im Wattenmeer festfahren können, 500 m vom Ufer weg!
Und das kam so: Als kinderlieber fürsorglicher Familienvater wollte ich unserem kleinen wilden Würger unbedingt diesen morastig-klebrigen schwarzen Wattschlick unter die Füße bringen, weil ich das von unserem Nordseeurlaub als kleiner Junge noch so toll in Erinnerung hatte.
Wir also im Lappi auf der Suche nach Wattschlick. Der Inselkarte entnahm ich, dass man im urwüchsigen touristenleeren Südteil von Rømø bei Ebbe durch´s Wattenmeer bis vor den Hafen von Havneby fahren kann, wo die Syltfähre verkehrt.
Da muss doch irgendwo Wattschlick zu finden sein! Immer wieder steige ich aus, um Fotos von Lappi und uns im Wattenmeer vor dem Syltfährhafen zu machen und nach Wattschlick zu suchen.
Aber nix, überall nur relativ griffig-harter sandiger Wattenmeerboden zu finden, bedeckt von mehr oder weniger viel Ebbewasser…
Na gut, kurz vor dem Fährhafen von Havneby drehen wir um, war wohl nix mit dem Wattschlick.
Für den Rückweg dachte ich mir dann spontan was Spannendes aus: Wir fahren direkt an der „richtigen“ Meereskante entlang auf dem optisch immer gleichaussehenden sandigen Wattenmeerboden!
Krishna sagte „Nein“, der Kleine brabbelte irgendwas in unverständlicher Babysprache vor sich hin – und ich verstand natürlich „Ja“ (is ja so laut im Lappi, da versteht man nix).
Wir waren noch gar nicht ganz „an der Syltfährtrasse angekommen“, da verlor Lappi schon buchstäblich den Boden unter den Füßen: Der sandig-feste Untergrund, auf dem wir doch schon seit 2 Tagen hier überall im Wattenmeer rumfahren, bricht weg, darunter hüllt tiefschwarzer klebriger Wattschlick den Lappi mitsamt uns ein – da isser ja endlich, der langgesuchte Wattschlick! Nur blöd, dass wir jetzt mit dem Auto mittendrinstecken!
Naja, immerhin ist die Meereskante ja ca. 20 m weit weg. Und Flut ist erst um 19 Uhr lt. meiner Rømø-Gezeitenübersicht, beruhige ich meine Frau und mich selbst. Haben also noch mehrere Stunden Zeit, uns mit Schaufel und Unterleg-Anfahrhilfen und Luftdruck-Ablassen selbst zu befreien, wie hieß es gestern in den Dünen so schön „ne Bergung hier kostet pauschal 100 Euro“.
Nach ner gefühlten Stunde Schaufeln, Unterlegen und Luftablassen kommt der Lappi frei – um nach 2 Metern nur noch tiefer drinzustecken in der klebrigen schwarzen Masse!
Diesmal stecken die Hinterräder (immerhin 35“ groß!) gleich bis zur Achse im Morast.
Oje! Jetzt ist´s an der Zeit, den Kleinen mit seiner Mami Spielen zu schicken, Wattenmeerschlickwanderungen sollen sehr spannend sein! Draußen 19 Grad und steife Brise, die Family bleibt doch lieber im Auto, während ich mit Schaufel und bloßen Händen rund ums Auto hin und her renne und versuche, die Räder aus dem Modder zu graben. Bloß blöd, je mehr man da rumwerkelt und rumläuft im Wattenmeer-Schlick, desto mehr Wasser ist auf einmal überall und desto tiefer wird dieser schwarze Baatz!
Um uns rum kein Mann und keine Maus - „10 Mann hinterm Auto“ oder „n Schubbs von nem anderen Auto“ scheidet also als Lösungsmöglichkeit aus…
Aber wir haben ja noch Zeit bis zur Flut um 19 Uhr – äh, wieso ist das Meer eigentlich jetzt nur noch 10 Meter statt vorher 20 Meter vom Auto weg, wir habens doch noch nachmittags? Ah ja, bis um 19 Uhr ist die Flut ja dann am Ufer!
Vom Hafen von Havneby aus kommt uns auf einmal ein Mann in Gummistiefeln entgegen, der klärt uns auf, dass wir uns beeilen müssen, weil das Meer gleich am Auto angekommen ist, und zum Höchststand der Flut würde es an dieser Stelle gut 1,80 m tief werden – Danke für die Infos, d. h. der 2,10-m-Lappi guckt dann grade noch mit der Dachspitze aus dem Salzwasser, wenn er nicht gleich rübergespült wird in die Syltfährtrasse gleich daneben!
Während der freundliche Mann doch tatsächlich anfängt, Treibholz und große Steine zu sammeln, um eine „feste Straße“ für unser Mobil durch den Schlick zu bauen (falls wir überhaupt irgendwann mal das 2-Tonnen-Viech aus seinem mittlerweile angestammten Platz tief im Schlick rausbringen), überlege ich schon, welche Taschen wir als erstes an´s 500 m entfernte Ufer retten und ob ich mich nun freuen soll, dass die bevorstehende kostenintensive Komplettrestaurierung unseres 4x4-Oldtimer-Einzelstücks sich wohl in wenigen Minuten von selbst erübrigen würde!
Ah, ein Schäfer treibt am Ufer seine Herde auf den Traktoranhänger! Ich renne an´s Ufer und gestikuliere dem nur dänisch verstehenden Mann, dass ich Hilfe brauche.
Völlig easy bespricht er auf Dänisch eine gefühlte Ewigkeit lang mit irgendjemandem auf seinem Handy unsere Bergung, schließlich komme ich auch mal ran: Der Chef der kombinierten Tankstelle/Werkstatt/Abschleppunternehmung von der Mittelkreuzung der Insel kann gut Deutsch, hat aber grade jemanden anderen an der Angel und kommt mit seinem Landy etwas später dann zu mir gefahren. Vom Ufer aus betrachtet sieht der Lappi schon völlig meer-zugehörig aus, ein Abstand ist gar nicht mehr auszumachen – na ja, die Einheimischen werden schon wissen, was sie tun und wie lange sie mich noch auf die Rettung warten lassen können, denke ich mir so…
Wieder zurück beim Auto ist das Meer nur noch wenige Meter weit weg.
Wir schuften noch einige Zeit sinnlos weiter, da blitzen auf einmal Scheinwerfer übers Wasser auf: Der gelbe Pannen-Landy des Werkstattmeisters kommt doch schneller an als ich befürchtet hatte!
Er erzählt mir, der Schäfer hätte ihm wohl gesagt, wenn er nicht gleich allerschleunigst bei uns ankäme, dann bräuchte er wohl gar nimmer kommen, weil das Auto nur noch wenige Meter vom Flutmeer entfernt ist. Daraufhin habe er dem anderen Havaristen auf trockenem Boden auf später vertröstet, weil er jetzt dringend zu jemandem müsse, der direkt im Wattenmeer stecke und gleich geflutet würde.
Aber kann der kleine Landy den knapp-2-Tonnen-Lappi nun aus dem Morast ziehen? Und: Traut sich der Cheffe im Angesicht der ganz nahen Flut überhaupt selbst in den Wattschlick rein, um uns zu bergen?
Tatsächlich, er bleibt ca. 50 m entfernt auf einer Sandbank stehen und rollt feuerwehr-mäßig ein ewig langes Seil aus.
Ran an die Lappi-Stoßstange das Seil, ich setz mich rein, unterstütze mit schleifender Kupplung im untersetzten 2. Gang, er gibt nen Ruck mit dem Landy und frei sind wir, yippieh! Den Lappländer weitergezogen auf die Sandbank, dann wird abgehängt.
Halt, ich laufe noch schnell die 50 m zurück an die Bergestelle, um meine Schaufel und Bergeutensilien einzusammeln, was sehe ich: Die Flut ist an der Stelle, wo vor wenigen Minuten Lappi noch im Schlickschlamm steckte, angekommen!
Erleichterung, das war aber jetzt Rettung in letzte Sekunde! Jetzt aber schnell raus aus dem ganzen Wattenmeer an´s rettende Ufer, nicht dass sich noch mal der Sand unter uns auftut und schlimmstenfalls auch noch das Bergeauto im Schlickmodder stecken bleibt!
Wieder festen Ufer-Boden unter den Füßen werden noch ein paar Scheine besitzergewechselt, der Cheffe erscheint mir zwar nicht so ganz als der offizielle Strandbergungsdienst, den es hier auch irgendwo geben soll und der 100 Euro pauschal in Rechnung stellt, aber seine 700 dän. Kronen ergeben dann auch fast 100 Euro, und so runde ich die Summe gleich grade auf; wenn ich bedenke, dass 1 Tag Selbstfahren auf dem Hockenheimring mich früher immer gleich über 1000 Euro an Materialschäden gekostet hatte, waren meine Wattenmeer-Experimente ja noch vergleichsweise günstig. Außerdem sind Mut und Nerven dieses einheimischen Abschleppers ja auch beachtlich, welcher ADAC-Mann würde einen denn direkt aus dem Wattenmeer ziehen, wenn die Flut schon das Auto erreicht hat?!
Während wir dann so über die Insel fuhren zurück zum Haupt-Touristenstrand Lakolk, sand-und-schlick-verschmiert von oben bis unten, und zwar ebenso wie das Fahrzeug auch die Insassen (!), standen die Leute so links und rechts am Strand und guckten und winkten uns zu und ahnten wohl nicht, was für ein Abenteuer wir grade erlebt hatten und dass unser Fahrzeug grade in allerletzter Sekunde vor der Flut gerettet worden war!
Aber damit wenigstens ihr ein bisschen teilhaben könnt an unserem neuesten chaotischen Abenteuer, teilen wir diese Zeilen mit euch, zusammen mit einigen Fotos – und wer wenig Zeit hat, der guckt sich halt einfach nur die Fotos an!
;-)
Übrigens: Wer bisher nicht mitstaunen und mitlachen konnte bei diesem Abenteuer, weil ihm vielleicht Gedanken wie „unverantwortlich, mit der Familie so ein Risiko einzugehen“ in den Sinn kommen, dem sei etwas mehr „Lockermachung“ geraten, weil: Bekanntlich kann man zu Fuß sehr gut durch´s Wattenmeer laufen (wie ich´s ja auch letztendlich getan habe, um vom Ufer her Hilfe zu besorgen), falls die Bergung nicht mehr rechtzeitig möglich gewesen wäre, wären Vater-Mutter-Kind ganz einfach und locker mit den wichtigsten Taschen in der Hand zum Ufer gegangen, nur das Auto hätte halt aufgegeben werden müssen – hier stand also ledigliche ein reiner Materialschaden auf dem Spiel, teuer, aber mehr auch nicht!
Was bleibt also über unseren Offroad-Kurzurlaub auf der dänischen Insel Rømø zu sagen?
Jederzeit wieder, dann aber hoffentlich mit etwas mehr Sonne und etwas sommerlicheren Temperaturen als den islandmäßigen 20 Grad (im August!), die uns beschert waren. Und ein zweites Fahrzeug als Bergungsjoker (mit ner laaangen Leine) wäre natürlich für die nächsten Wattenmeer-Experimente ideal!
Empfehlenswert wäre auch ein Offroader bis Maximalhöhe 1,95 m, dann spart man sich die nervtötende Anreise 1000 km weit auf eigener Achse und kann stattdessen von Bayern bis Norddeutschland entspannt mit dem Autozug reisen.
Kostenpunkt unseres Urlaubs auf Rømø (+ Lappländertreffen in Melle):
538,83 €, davon 398,03 € für Benzin (das übliche halt für 1 Woche LowBudget-Urlaub, liegt ziemlich genau gleich auf mit 1 Woche Schweiz und 1 Woche Toskana)
Liebe Grüße von der bayerisch-bengalischen Tigerfamilie aus Freising | |
|
|